Die Mühle von Valongo

Laut Überlieferung verließ der erste Mehlsack die Mühle des „casal do val longo“, des „Paares des langen Tales“, im Jahr 1898. Fast vierzig Jahre später, 1937, wurde sie zum ersten Mal renoviert, was durch einen Dachbalken im zweiten Stock belegt ist.
Nach vielen Jahren, in den die Mühle reibungslos arbeitete, wurde der Müller eines Tages von einer sehr starken Windböe und einem plötzlichen Wechsel der Windrichtung überrascht, sodass ihm keine Zeit blieb, die Flügelwelle neu auszurichten.
So stellte die Mühle 1974 ihren Betrieb ein und wurde danach sehr schnell aufgegeben. Die Reparaturkosten einerseits sowie die Verbreitung der Elektrizität und das Aufkommen industrieller Mühlen andererseits besiegelten ihr Todesurteil.
Die Mühle war nicht mehr als eine Ruine, als ich mich 1980 das erste Mal in sie verliebte.
Auf den Resten des Dachs wuchs Unkraut und die ehemals sehr soliden Wände - am Fuß eineinhalb Meter dick - drohten einzustürzen. Aber die Lage war einmalig: was für ein Blick!
Wie Don Quijote stürzte ich mich ins Abenteuer, zuerst beim Kauf der Ruine und, dann, bei ihrem Wiederaufbau. Hätte ich das Talent von Richard Hewitt, dann hätte ich auch wie er genügend Stoff für ein Buch; so romantisch und auch oftmals so herausfordernd war dieses Abenteuer.

Eine Mühle ohne Windrad ist keine Mühle. Es war nicht einfach, einen Zimmermann zu finden, der sich noch mit diesen Bauten auskannte. Was für ein außergewöhnliches Bauwerk: keine Nägel, sondern Holzzapfen; keine elektrischen Geräte, sondern die guten alten Gerätschaften, die eine im Laufe der Jahre geschulte Hand mit Liebe und Geschick zu führen verstand.

Der Ozean ist nur wenige hundert Meter entfernt und die Mühle steht auf dem höchsten Hügel der Umgebung. Es fällt nicht schwer, sich die Wetterbedingungen, denen sie ausgesetzt ist, vorzustellen! Aus diesem Grund war eine entsprechende Technik erforderlich und so rieben sich die Dorfbewohner einige Tage lang die Augen und fragten sich, ob sie richtig sähen: Ihre schöne weiße Mühle war schwarz geworden...

Und anstatt das Unkraut um sie herum wachsen zu lassen oder sie mit Kies zu umgeben, gab es nichts Schöneres als das typische portugiesische Kopfsteinpflaster, die „calçada portuguesa“.
Heute, nach so vielen Ereignissen, wartet die Mühle auf Sie, um Ihnen ideale Bedingungen zu bieten. Wenn Sie die Natur und das Gefühl von Weite schätzen, wird Sie der Aufenthalt begeistern.

“A Cottage in Portugal” von Richard Hewitt.
Ins Portugiesische unter dem Titel „Uma casa em Portugal“ und ins Französische mit dem Titel „Mon Village au Portugal“ übersetzt. Eine wahre Geschichte, die die Freund und das Leid eines in Portugal lebenden amerikanischen Paares erzählt: einfach köstlich und zum Tod lachen komisch.